MAGISCH

Tag 1:
"Mache ich das jetzt wirklich?!" "Leck mich, am Arsch für was hab ich mich da bitte entschieden?!", denke ich mir um 6.15 Uhr als ich im dunklen Schneegestöber auf den Bus warte. Vor ca. 3 Monaten habe ich die Entscheidung getroffen mich aufzumachen in die weite Welt.
Der Bus kommt und fährt mich nach Grafing. Das letzte mal Schwarzfahren für lange Zeit. "Da gehts ganz schön zu am Bahnhof." Nen alten Schulkameraden getroffen der mich informierte, dass bis 10 Uhr alles streikt was mit Bahn zu tun hat. "Blöd", jetzt muss ich hier 3 Stunden frieren.", dacht ich mir. Doch schon in dem allerersten Moment meiner Weltreise öffnet sich ein Türchen, wo sich mein geplantes geschlossen hat. Mein Schulkamerad lädt mich in sein Auto ein und nennt mir sein Ziel: München Hauptbahnhof! Na, genau da will ich ja eh hin:)
Gut, nach 2 Stunden sind wir dann auch mal angekommen, weil natürlich mehr Leute das Auto genommen haben.
Vom Hauptbahnhof fahre ich mit den Öffis Nähe der A8, die mich nach Stuttgart bringen soll. Am KFC(FastFood Wirt) will ich mein Glück versuchen. Ich zücke bereits voller Vorfreude den Stift, um meinen ersten Karton mit dem Ziel Stuttgart zu bekritzeln, als mich genau in dem Moment ein vorbeilaufender Mann erblickt und mich frägt: "Wo willstn hin?" Ich: "Nach Stuttgart müsste ich." Er: "Ja. Kannst mitfahren, da fahr ich hin. Wir zwei gehen nur noch schnell was essen."
Jo, läuft würde ich mal sagen. Bevor ich irgendjemanden ansprechen konnte, hat mir wer eine Mitfahrgelegenheit ANGEBOTEN! Unschlüssig, ob es nicht zu aufdringlich wirkt, bin ich den zwei Herren in den KFC nachgegangen, um sie schonmal näher kennenzulernen. Resultat: Der Mann, der mich seit 1 Minute kennt, lädt mich unaufgefordert zum Mittagessen ein, lädt mich in sein Auto ein und ab gehts nach Stuttgart. Und das geile: er fährt in Stuttgart sogar von der Autobahn ab und lädt mich direkt vor der Haustür meines Freundes ab!!! Wow, das war ein krasses Erlebnis von einem vollkommen Fremden so gut behandelt zu werden. Mehr als man erwarten kann! Nur das Beste für diese zwei Männer!
Mit meinem Kumpel dann einen entspannten Tag gemacht in den Stuttgarter Weinbergen, einen atemberaubenden Sonnenuntergang bestaunt, und einfach einen geilen Tag erlebt.

Tag 2:
Zu lange gepennt. Bin erst um 10.00 Uhr ausser Haus. Noch nen Kilo Haferflocken und Reismilch eingekauft. Das Problem "Wie komme ich zur Autobahn" hat sich auch rasch gelöst, weil die Vermieterin meines Kumpels angeboten hat mich dahin zu bringen. An der Ampel vor der Autobahn wollte mich auch gleich wer mitnehmen und dann war ich 1,5 Stunden später schon an Karlsruhe vorbei auf den Weg nach Süden. Wieder 2 Stunden später war ich hinter Freiburg nahe der französischen Grenze. Dann wurds das erste mal happig. Bei Franzosen mitgetrampt und aufgrund Sprachbarrieren von der Autobahn runter ins Land getrampt. Naja, auf jeden Fall bin ich dann um 15.30 in dem Örtchen Cernay angekommen, wo es sich gestaut hat. Mein Franzose meinte die ganze Zeit: "Viel Stau. Revolution! Und deutete dann auf seine gelbe Warnweste wie als würde das den Stau erklären. Am Kreisel sah ich es dann aber selbst. Der war nämlich erobert von Warnwestenträgern, die dort Feuer machten und die Straße etwas behinderten. Die französiche Revolution! Klappe, die Dritte. Ausgestiegen, weil Richtungswechsel notwendig war und die Neugier zog mich dann zu den Revoluzzis auf der Verkehrsinsel, die von den vorbeifahrenden LKWs und Autos immer wieder wie wild behupt wurden.Auch mein Fahrer hat den Revoluzzis euphorisch zugehupt und hingejubelt. Krass! Ich habs ja schon aus dem Radio gehört. Nur das ist die Realität. Ich bin mittendrin!
Als ich dann zu denen hin bin und sie freundlich gegrüßt hab, wurde ich auch gleich herzlich empfangen. Ich wollte unbedingt mit ihnen sprechen und mehr erfahren. Aus erster Hand zu hören, warum die Franzosen so in Aufruhr sind. Einer konnte Gott sei Dank Englisch. Nen Kaffe bekommen, gespannt gelauscht und die Wärme des Feuers genossen. Ein echt crazy Gefühl unter diesen Leuten auf einer Verkehrsinsel zu stehen, wo man bei Feuer wie wild behupt wird und gleichzeitig Kaffe und Sangria trinkt.
Ich wollt dann weitertrampen Richtung Belfort um 16.00 Uhr. Hatte nach 15 Minuten aber keinen Bock mehr, weil arschkalt und auf Kreisel gabs Feuer und Kaffee. Also wieder zu den Revoluzzis ans Feuer gesellt, mit Händen und Füßen mich verständigt, viel gelacht, Sangria getrunken, dem Hupkonzert zugehört, zwischen Italienisch, Französisch, Portugiesisch und Englisch gewechselt um mich irgendwie zu verständigen. Hach, jetzt bin ich mittendrin da wo ich sein wollte. Dann wurd für den Deutschen noch ein Riesen Schinken Sandwich gemacht. Als ich fragte wo ich denn hier in der Gegend pennen kann, haben sie mir angeboten mein Zelt hier auf dem Kreisel aufzuschlagen. Hahahah geile Vorstellung oder nicht. Auf einer Verkehrsinsel zu pennen, die direkt nach der Autobahnabfahrt liegt. Und da passierte es wieder, diese Magie mit der die Reise schon begonnen hat: Mit Händen und Füßen hat mir einer der Revoluzzis erklärt, dass ich bei ihm zu Hause schlafen kann, ich dort essen bekomm und dann morgen früh in aller Ruhe weitertrampen kann. Wow, what the fuck!
Ich habe zugesagt und einige Zeit später hocke ich mit zwei Franzosen, die ich seit 1 Stunde kenne in der Küche beim Abendessen. Und ob Du's glaubst oder nicht: wir haben uns mindestens eine Stunde nach dem Essen unterhalten und haben fast ausschließlich mit Händen und Füßen gesprochen. Und es war schön, lustig, verbindend.
Ich finds krass, was in 2 Tagen alles passieren kann und bin so unendlich DANKBAR für diese Menschen, die mir so viel Gutes tun, dass ich Ihnen das nie zurückgeben kann!
Und es wird noch so viel mehr Gutes kommen!

Mit besten Grüßen, Simon

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Kommentare: 7
  • #1

    Martin Brieler (Mittwoch, 12 Dezember 2018 22:19)

    Hallo Simon,
    wunderbar. Mach weiter so!
    Nur die Besten finden das Eichhörnchen.

    Liebe Grüsse
    Martin

  • #2

    Kathrin (Donnerstag, 13 Dezember 2018 13:23)

    Cool.hut ab.ich wünsch dir alles alles gute! LG Kathrin, Freundin von Tante heike

  • #3

    Geli u. Schorsch (Samstag, 22 Dezember 2018 10:41)

    Hallo Simon,
    mit Begeisterung lesen wir deine Berichte. Weiterhin wünschen wir Dir viel Glück und das Du noch viele nette Leute triffst.

    Viele Grüße von
    Geli und Schorsch

  • #4

    Happy (Sonntag, 23 Dezember 2018 16:54)

    Servus Simon, Gesdan ham ma uns mid Brielers, Fischer und den Bap troffa, doa war dei Reise natürlich a grouß Thema, heid in da Kirch predigt da Pfarra , wer woas erlem mächt mus fuart geh, da bisd ma natürlich glei du wida eigfoin , danoach hoabe sofort dein Blog vaschlunga. Sauguad, wünsch da no a richtig guade Zeit, Gruaß Happy

  • #5

    Manuela Richter (Sonntag, 23 Dezember 2018 17:22)

    Servus Simon, hob grod mit vui Spannung deine Berichte glesen. I muas da song , Hut ab von deinem Vorhaben. I wünsch dir olles Liabe und Guade, a schene Weihnacht (hoffentlich mit vui netten Menschen) und pass auf di auf. LG Manuela

  • #6

    Christine Ametsbichler (Sonntag, 23 Dezember 2018 21:02)

    Lieber Simon, wir hoffen, dass Du gerade liebe Menschen um Dich hast, die es gut mit Dir meinen und Du schöne Weihnachtsfeiertage mit ihnen verbringen kannst. Wir denken oft an Dich bzw bist Du bei uns oft im Gespräch. Wir ziehen den Hut vor Deinem Mut.
    Lass es Dir gut gehen und pass auf Dich auf.
    Deine Reiseberichte sind super. Weiter so!!!
    Du solltest ein Buch daraus machen und Vorträge halten.
    Ganz liebe Grüsse
    Christine mit Familie, natürlich ganz spezielle Grüsse von Martin

  • #7

    Geli und Schorsch (Dienstag, 05 März 2019 21:31)

    Griassde Simon, ois Guade zum Geburtsdog.
    An boarischn Gruaß vo da Geli und vom Schorsch.