Auf Arbeitssuche

Viel zu lesen gabs ja in letzter Zeit nicht. "Ich hab die letzten Tage immer auf deinen Blog geschaut und war ganz enttäuscht, dass es nix Neues gab", meinte M.A.(Name wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen anonymisiert😉). 

Ja, sowas. Das kann doch nicht sein. Also das lass ich jetzt nicht auf mir sitzen. Ich erzähl euch deswegen mit Freude von meinem letzten 1,5 Wochen hier. Vorneweg kann ich schonmal sagen, dass es sich länger anfühlte als eineinhalb Wochen.

Reisen ist toll. Und vor allem Essen ist toll. Manchmal auch Busfahren. All das hat jedoch zur Voraussetzung Geld ausgeben zu dürfen. Was rausgeht, muss irgendwie wieder rein. Die Betonung kann man gerne auf "irgendwie" legen, weil direkt mit einem Plan bin ich ja nicht gestartet. "Das kommt schon alles", habe ich mir gedacht. Nun, entweder denke ich zu viel oder zu wenig. Auf jeden Fall habe ich ganz schnell rausgefunden, dass auch hier in Lissabon Winter bedeutet, dass die Touristen lieber Skifahren oder noch weiter in den Süden fahren. Denn kein Restaurant oder Café bei dem ich mich mit meinem wunderbaren Lebenslauf beworben habe, hat mir geantwortet. In den persönlichen Gesprächen hieß es nur immer: "Wir kommen auf Sie zurück wenn wir jemanden brauchen."

Sogar am Flughafen habe ich an den Cafés und Restaurants angefragt! Das wäre echt lustig gewesen, weil sich dann mein ganzes Leben am Flughafen abgespielt hätte. Dort pennen, arbeiten, mit Pedro abhängen. Und das Blöde in der Zeit war einfach die Warterei. Diese habe ich zwar damit verbracht, den örtlichen Stellenmarkt für kurzfristige Arbeiten zu durchforsten, was mir aber nur Kopfweh eingebracht hat. Die Ungewissheit auf eine Zusage war es, die mich mürbe gemacht hat, weil ich in der Zeit so gar nichts tun konnte. Meine Laune und Energie waren echt im Keller. Und ja, es gibt mir auch zu denken, dass meine Strategie vielleicht etwas naiv ist. Klar kann ich nicht erwarten von einen Tag auf den anderen Arbeit zu finden...bzw. ich kann es erwarten, aber darf damit rechnen, dass es eventuell doch etwas länger dauert. Meine Lehre daraus habe ich hoffentlich gezogen: 

1. Andere Menschen sind der Schlüssel für alles, was ich erreichen will. Ubd um Arbeit zu finden. Ich habe mich zu viel darauf versteift Lebensläufe in Cafés abzugeben. Persönliche Gespräche mit Lissboner hätten bestimmt Kontakte bringen können oder wenigstens Gartenarbeit eingebracht.

2. Nicht erst nach Arbeit suchen, wenn das Geld knapp wird, sondern einen Sicherheitspuffer wählen, der immer da sein sollte. Dass heißt immer die Augen nach Arbeit offen zu halten.

Morgen habe ich zwar ein Infogespräch bei einem deutschen Callcenter hier bei dem ich gut verdienen würde, aber da habe ich kein gutes Gefühl dabei. Ich hörs mir mal an.

Es gab aber auch viele coole Momente. Zum Beispiel habe ich einen Freund getroffen, den ich schon von Deutschland her kannte. Über Couchsurfing bin ich auf einen Brasilianer gestoßen, der mir angeboten hat, dass ich in seinem Wohnzimmer schlafen kann. Wer aber denkt Couchsurfing bedeutet nur einen Schlafplatz zu schnorren, irrt sich gewaltig. Oft schnorre ich auch Essen. Und noch etwas...coole Ideen! Haha Oder sagen wir es so: es kann so interessant sein mit anderen Lebenseinstellungen konfrontiert zu werden, dass ich mir manchmal sogar überlege, etwas davon zu übernehmen.

Und Danilo, mein Gastgeber meinte zu mir: "Simon, das ist dein Bett. Hier ist der Fernseher, so kommst du auf YT; komm mit; hier ist die Küche, kannst gerne auch den Herd benutzen, ach ja und nimm dir gerne Eier, dir verfaulen sonst noch(Maxi-Pack ausm Sonderangebot), das ist der Kühlschrank...bedien dich einfach, sind sogar noch zwei Bier drin, und schau, hier ist Reis, Haferflocken und so, Wohnungsschlüssel hab ich dir schon gegeben oder?...ach, fühl Dich einfach wie zu Hause! Mein Haus ist dein Haus!"

.....Danke.....

Was soll man schon sagen? Hammer! Ich bin mir wieder vorgekommen wie in Brasilien! Und die ganzen Tage, an denen ich dort war, hsbe ich mich wahrlich wie zu Hause gefühlt. Er hat mich so bereitwillig und herzlich aufgenommen als wäre es das normalste der Welt alles mit mir - einem Fremden - zu teilen. Nicht nur das Essen, seine Wohnung!(nur seine Freundin hat er nicht mit mir geteilt).

Ach ja, und die Stadt habe ich mir natürlich auch angeschaut. Nur empfehlenswert!


Liebe Grüße, Simon