Atlantikstrand, Trinationales Abendessen und angebrannte Hendl

Am nächsten Tag war mein ursprünglicjes Ziel Marrakesh. Ich wollte ja in die Wüste, um dort Hamad bei seinem Hostel zu helfen. Ups, noch was das ich euch erzählen darf. Vor paar Wochen habe ich mich auf der Website Workaway angemeldet, die zwischen Reisenden und lokalen Leuten vermittelt, welche für private Projekte noch Unterstützung brauchen. Dafür bekommt man Unterkunft und oft auch Essen gestellt. Ganz davon abgesehen lernt man natürlich super interessante Sachen über das Land und je nachdem welches Projekt es ist, kann man auch dort lebenswichtige Fähigkeiten erlernen. Als ich im Suchfeld auf der Website also Marokko eingegeben habe, erschien da unter vielen Englischlehrerangeboten auch der Typ mit einem Bild der Saharah. Mein Interesse war gefangen und tatsächlich schreibt der doch, dass er und seine Familie Berber - also "Ureinwohner" Marokkos sind - welche nun den Touristenaufschwung in ihrem Land nutzen wollen, um ihre Lebensqualität aufzubessern. Deshalb bauen sie ein Hostel am Tor zur Saharah. Bingo! Das Geile war, dass er mir auch gleich zugesagt hat, als ich in Lissabon eine Anfrage geschickt habe.
Genau, dewegen wollte ich also nach der zweiten Nacht im Norden Afrikas schon runter in den Süden nach Marrakesh. Jetzt merkte ich nur, dass meine Gesundheit leider gar nicht mitspielte. Der Husten war zwar weniger, aber dafür kam jetzt etwas Kopfweh dazu. Und krank in die Wüste war für mich keine Option. Deshalb hatte ich schon am Morgen den Hintergedanken noch paar Tage länger in Tangier zu bleiben, um mich auszukurieren. Am liebsten bei Paul. Ich befürchtete nur, dass er meint ich wolle bei ihm bleiben wegen seiner traumhaften Wohnung und seinen begnadeten Kochkünsten, weshalb ich ihm gesagt habe, dass mein Ziel nicht ist mich durchzuschlemmen, sondern meinen Körper auszukurieren. Im Gegenzug bot ich ihm an seine Wohnung zu putzen, die er normalerweise selber putzt, was bei der Größe ne Heidenarbeit ist. Zusätzlich gab ich ihm noch den Zugang zu meiner Sprachlern App, damit er mit seinem Arabisch schneller vorankam. Den hätte ich ihm zwar auch so gegeben und in dem Fall war es eine gute Möglichkeit meine Dankbarkeit zu zeigen. Er sagte zu!
Heilfroh um ein sicheres Dach über den Kopf, um mich auszukurieren, bedankte ich mich bei ihm.
Am Nachmittag sind wir an den Atlantik gefahren, weil Paul dort baden und einfach die Seele baumeln lassen wollte. Er war der einzigste...17 Grad Wassertemperatur ist für die Marokkaner lebensmüde. Es is ja auch Winter hier haha. Ich sags euch, he, der Strand war superschön. Keine Touristen, nur einheimische Angler, die halbschlafend auf einen Fang warteten, ein sehr breiter Sandstrand, abrubt beendet von einem beeindruckenden Kliff. An diesem Tag war es sehr windstill und anfangs waren die Wellen ziemlich klein. Während Paul sich also im Wasser vergnügte, relaxte ich am Strand und genoss einfach die warme Sonne auf meiner Haut zu spüren, das Meeresrauschen zu hören und zu merken wie sich ganz allmählich mein Körper immer mehr entspannte.
Später als die Flut kam, wurden die Wellen echt groß und sogar die Gischt spritzte uns ins Gesicht. Wir haben uns entschlossen spazieren zu gehen. Kennt ihr das, wenn ihr barfuß am Strand spaziert? Dieses angenehme Gefühl wie als würden die Füße durch den Sand massiert werden? Es war herrlich! Am Ende des Strandes gelangten wir zu einer Art verlassenem Dorf direkt am Strand...die Sonne ging gerade unter, was die Farben und Schatten der verfallenen Häuser noch geheimnisvoller und interessanter machte. Ich kam mir vor wie in einem Film. Unten zeige ich euch dann paar Bilder davon, damit ihr seht, was ich meine.
Auf dem Rückweg sind wir an einer Gruppe Jugendlicher vorbei, die sich ertappt fühlten, weil sie gerade den Alkohol öffneten. Auch wenn es ein liberales muslimisches Land ist, trinkt der Großteil keinen Alkohol und es gibt nur bestimmte Orte an denen man diesen kaufen kann. Deswegen ist es verboten in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken bzw. man sollte es einfach nicht tun. Ob man deswegen eine Strafe bekommt, weis ich nicht.
Mein Kopfweh machte mir zu schaffen und ich war ein stiller Zeitgenosse an diesem Nachmittag bis zum Abend. Dann kam allerdings ein neuer Gast, ein Italiener, wo ich neue Energie bekam. Wir haben zusammen leckeres Risotto gekocht und bei einem gemeinsamen Abendessen tiefgehende Gespräche gehabt, wo ich nicht ganz durchgestiegen bin, weil Devin der Italiener Philosphie studiert hat und wir uns dabei auf Englisch über etwas unterhalten haben, was man schlecht in Worte fassen kann. Haha war aber dennoch sehr interessant und lustig!
Am Tag darauf war dann das einzigste Highlight wieder die Zubereitung unseres gemeinsamen Abendessens: Hendlhaxen, Rosmarinkartoffeln begleitet von Karottensalat. Und jedes Abendessen leitet Paul mit Brot, Oliven, Nüssen und oft einem Weißwein ein. Da Sonntag war, wollte ich mit ihm eine Art Familienrunde machen(zu zweit!) wie wir sie immer zu Hause gemacht haben. Das kann ich echt jedem empfehlen, weil es eine super Stimmung gibt, wenn jeder von den Ereignissen der letzten Woche erzählt, die ihm am besten gefallen haben. So auch bei uns Zwei. Bei Oliven, Brot und Nüssen fing Paul an begeistert von seinem japanischen Besuch zu erzählen, ein Treffen mit landesweiten Arbeitskollegen, das Händeschütteln mit dem Industrieminister Marokkos und das Eintreffen meiner Wenigkeit. Bis er mal innehielt und meinte er schaut mal lieber nach dem Hendl. Aus der Küche hörte ich dann nur: "Oh neeein! Ahhh!"
Jaja, so schnell kanns gehen, wenn man einmal in einem guten Gespräch ist. Gott sei Dank waren es nur die Zwiebeln, die restlos verbrannt waren, as Gickerl war noch weitestgehend heil!

Beste Grüße, Simon

P.S.: Ich bin gespannt, ob ihr den Artikel als anders empfindet, weil ich ihn direkt nach dem Aufstehen geschrieben habe. Also noch im Halbschlaf. 

Hier könnt ihr mal Paul sehen von dem ich so oft erzähle...cooler Dude wie man auf Chinesisch sagt.
Hier könnt ihr mal Paul sehen von dem ich so oft erzähle...cooler Dude wie man auf Chinesisch sagt.