Haus renovieren in der Wüste und Geld verprassen

Liebe Grüße aus der großen Oase:)
Liebe Grüße aus der großen Oase:)

Chillen unter einer Palme ist der beste Ort zum Entspannen. Vor allem wenn noch Datteln dranhängen!

Das Chillen kommt daher, dass ich in der Wüste auf einem Projekt arbeitete. Seit einer Woche lebe ich in einem kleinen Dorf in der Wüste Marokkos namens Tagounite. Hier helfe ich mit anderen Freiwilligen einem jungen Marrokaner ein altes Haus zu renovieren und es als Hostel zu nutzen. Said, der Marokkaner hat als Kind als Nomade in der Wüste gelebt. Dann hat sein Vater ein Haus in Tagounite gekauft und dort haben sie sich niedergelassen. Aus diesem Grund hat Said so viel interessantes zu erzählen! Er weis so viel über die Natur hier, erzählt viel über die Lebensweise als Wüstenbewohner und ist auch so ein super Kerl. Wenn er mal wieder unsere Namen vertauscht oder sich nicht dran erinnert, dann sind wir einfach alle "Broooos" für ihn haha.
Wenn ich Haus sage, meine ich ein Haus in traditioneller marrokanischer Bauweise dieser Region. Dass heißt die Wände werden aus der Erde gemacht, die mit Stroh und Wasser vermischt wird. Das wird dann getrocknet bis es hart ist und fertig. Als Tür dient ein zu kleines Loch in der Wand mit einem Vorhang als Tür. So klein, dass ich mich sehr nach vorne buckeln muss. Es ist einfach echt sehr, sehr einfach gebaut, was auch daran liegt, dass die meisten Leute hier sehr wenig Geld haben. Deswegen wird auch der 20 Meter tiefe Brunnen, der noch kommt, per Hand ausgehoben werden. Das dauert zwar, aber die Maschine ist sehr teuer. Die letzten Tage habe ich mit einem anderen Deutschen ein Loch mit 4 Meter Länge, 2 Meter Breite und 2 Meter Tiefe ausgehoben. Nur mit der Spitzhacke und der Schaufel! Das war ein Knochenjob man! Und gleichzeitig habe ich mich nie besser gefühlt, weil mir in letzter Zeit die sportliche Herausforderung gefehlt hat. Die hatte ich hiermit. Weil ich gar nix mehr gewohnt bin, ist meine Hand voller Blasen. Die Bauernschinder kommen noch. Das Schöne dabei ist ja, dass wir uns die Arbeit wie es uns beliebt einteilen können.
Am Dienstag haben wir unsere Graberei dann unterbrochen, weil wir aufgebrochen sind in die größte Sandwüste der Welt. In die Saharah. Um 9.00 Uhr in der Früh ging es los mit einem alten Mercedes-Allrad. Der Weg zur Sandwüste zieht sich, da man erstmal einen Großteil Steinwüste durchqueren muss. Das wissen die meisten nämlich gar nicht: Wüste ist nicht nur Sandwüste, sondern der Großteil besteht einfach aus Felsen und Stein. Wir haben Tee mit Wüstennomaden getrunken, Said hat uns die Pflanzen erklärt und welche Heilwirkung diese haben und haben aus einem Brunnen in der Wüste getrunken. Da am Rande der Wüste nämlich Berge sind, trifft man wenn man an bestimmten Stellen in der Wüste tief genug gräbt auf Wasser, sozusagen auf unterirdische Flüsse von den Bergen.
Am späten Nachmittag sahen wir sie plötzlich: die Sanddünen der Sahara. Wie im Film, so glatt und satt schauten sie aus. Wie als würde man in eine andere Welt eintauchen. Als wir an unserem Zeltlager angekommen waren, bin ich sogleich in die Wüste spaziert. Nach jeder Düne dachte ich mir: "Ahh eine geht noch!" Wie ein Magnet stand in einiger Entfernung die größte Sanddüne weit und breit von der aus man eine wunderbare Aussicht haben musste. Allerdings ging die Sonne schon unter und im Dunkeln in der Wüste zurückzufinden ins Camp könnte zu einem Problem werden. Das allerbeeindruckendste für mich war die Stille. Wenn man sich hinlegt, sich der Körper in den Sand drückt und man seine Lauscher ganz weit aufsperrt, hört man nichts außer den Wind und vertrocknete Blätter, die über den Sand schleifen. Ansonsten wie in einem Vakuum.....


Nach vier Tagen hatten wir das Loch auch endlich fertiggestellt bei gemütlichen Tempo. Und mir ging das Geld aus. Ich musste wieder zurück nach Europa, um Geld zu verdienen. Auf dem Rückweg machte ich jedoch noch Halt in der berüchtigten Stadt der 1001 Nacht, dem turbulenten, quirligsten Gesicht Marokkos: Marrakesch.
Diese Stadt wollte ich schon immer besuchen. Und ich muss sagen: es wars wert! Klar ist es touristisch wie nochmalwas, aber "Without the tourists we would die", schnappte ich im Vorbeigehen an einem Tourismusbüro auf. Also ohne die Touristen würden wir sterben. Und genauso verhielten sich auch die Ladenbesitzer und Straßenverkäufer. Mit jedem Mittel versuchen sie dich in ihren Laden zu ziehen, dir etwas anzudrehen oder geben dir einfach ungefragt ein Entertainmentprogramm, welches du dann entlohnen sollst. Vorbei an flötenspielenden Schlangenbeschwörern, aufgeprichteten Kobras, Geschichtenerzählern, Sonnenbrillenverkäufern, Straßenmusikanten, Orangensaftverkäufern, welche dich selbst noch rufen wenn du in einem 50 Meter Bogen um ihren Stand gehst, Jongleure, Schuhputzer und vieles mehr. So sieht der Hauptplatz aus. Wenn man dann in die Gassen der Medina(Altstadt) geht, ist es dasselbe nur auf engen Raum und ohne die Entertainer. Ja, Marrakech war für mich zuerst etwas erschlagend mit den vielen Eindrücken, die auf mich einprasselten. Eine alle Sinnesorgane betreffende Reizüberflutung würde meine alte Deutschlehrerin wahrscheinlich sagen. Und trotzdem genoss ich diese Lebendigkeit und selbst die vielen Leute, die etwas von mir wollten, bereiteten mir Spaß. Nach sehr kurzer Zeit lernte ich ein Pokerface aufzusetzen und so zu tun wie als wäre ich taubblindstumm, handschlagverweigernd und ich wüsste genau wo ich hingehe. So viele Freunde habe ich noch nie in so kurzer Zeit gemacht. Auf einer Strecke von 500 Meter bestimmt fünf neue Freunde. "Hey, my friend! How are you? Where are you from? Let's drink a tea." Und dann kauf mir meine Teppiche ab...haha. Aber ganz ehrlich: durch die engen Gassen der Medina zu gehen vorbei an Ständen mit so vielen verschiedenen Gewürzen, Früchten, Teppichen und sonstigen Krempel, vielfältigste Farbenpalette zu sehen und die verschiedensten Gerüche zu riechen und das alles auf einmal ist super interessant! Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt...irgendwie ein bisschen wie in einem Star Wars Film. Ja, weil die Menschen hier so Roben tragen, die ausschauen wie der Mantel von Obi Wan oder Anakin. Man, am liebsten wäre ich paar Tage geblieben nur um jeden Tag etwas anderes leckeres zum Essen zu kaufen und mich mit Fruchtsmoothies vollaufen lassen. Aber wie gesagt: mein Geld war ja fast aus. Also war ich am nächsten Tag dann abends auch schon wieder in Spanien und bin schnurstracks wieder nach Gibraltar, um Salva meinen Freund zu besuchen, der Chef zweier argentinischer Restaurants. Wir haben ausgemacht, dass ich bei ihm arbeiten könne, wenn ich zurück bin. Seit drei Tagen bin ich also nun wieder hier und werde täglich mit argentinischem Steak versorgt...holt mich hier raus, mir geht's so schlecht!


Ach ja, und gestern habe ich meine allerletzten 5 Euro ausgegeben und war dann offiziell pleite: für eine leckere Schokotorte! (Den kaffee hab ich so dazubekommen)


Liebe Grüße, Simon

Das Loch
Das Loch
Im Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kochplatz
Im Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kochplatz
Wüstenfuchs Simon
Wüstenfuchs Simon
Gewürze in Marrakech
Gewürze in Marrakech
Zurück in Gibraltar...mein Schlafplatz, geil oder?!
Zurück in Gibraltar...mein Schlafplatz, geil oder?!
Danach war ich offiziell pleite...aber das war mir scheißegal. Der Kuchen war nämlich echt geil:)
Danach war ich offiziell pleite...aber das war mir scheißegal. Der Kuchen war nämlich echt geil:)